titelTierauge
2009

Buschfeuer und Knallpanne – der Weg nach Swakopmund   355km / 4:30h

Was stand für heute noch mal auf dem Plan? Ach so, nur ganz gemütlich bis Swakopmund fahren und uns dabei viel Zeit lassen. Entsprechend ruhig gingen wir auch das Frühstück und das Zusammepacken der Zelte an. Erste gegen 10:30 waren wir on the road und sollten laut Zeitanzeige unserer (Navi-)Schlampe sollten wir trotzdem das Tagesziel bequem und gemütlich erreichen.

Der Weg führt über weite Strecken durch den Namib-Naukluft-Park, das versprach genügend interessantes am Wegesrand, nach dem Ausschau gehalten werden wollte. Wir waren mit gemütlichen 80-90 km/h unterwegs und allerbester Dinge. Und da pssierte es: das Auto brach urplötzlich nach rechts aus und ließ sich nur mit Mühe, sehr viel Gefühl und noch mehr Glück wieder einfangen. Sich hier mit dieser Schrankwand auf die Seite zu legen, wäre bestimmt nicht die beste Idee gewesen. Mit leicht zittrigen Händen und weichen Knien stiegen wir aus und unser Verdacht bestätigte sich auf den ersten Blick: ein ordentlicher Platter hinten rechts! Das Rad sah nicht unbedingt aus wie ein Platter, den man hier ab und an an einem PKW zu sehen bekommt; es schien eher explodiert zu sein. In Fetzen hing es von der Felge und einige Einzelteilchen htten sich quer über dne Weg verteilt. Später habe ich eine recht plausible Erklärung für diese Zerstörung gehört: Wahrscheinlich waren einige unserer Vormieter ab und an mit zu wenig Reifendruck unterwegs gewesen und es waren Sand und Dreck Zwischen Felge und Gummi gekommen. Die wurden nun so lange heiß, bis der sprichwörtliche Krug zerbrach und bum – das war das Ergebnis.

Inzwischen war die Uhr auf zwölf und das Termometer auf 40 gekrochen und der Reifenwechsel versprach ein gar lustiger Zeitvertreib zu werden. Der Spaßfaktor erhöhte sich zusätzlich dadurch, dass die Handbremse an unserem Schorsch eher symbolische Wirkung hatte und der untergrund doch recht kiesig war. Im Interesse meines radwechselnden und -glücklicherweise- ziemlich breitkreuzigen Bruders setzte ich mich für die Dauer des Wechsels auf den Fahrersitz und betätigte durchgängig die Fußbremse. Eine wenn auch verantwortungsvolle, doch net sonderlich anspruchsvolle Aufgabe. Aber -bevor hier jemand was falsches denkt- mein Rückzug von der Wechsel- auf die Sicherungsposition geschah auf Geheiß der ausführenden und kommandierenden Kräfte! Ein weiteres Highlight dieser Zwangsbeschäftigung mit der Schorch's innerer und äußerer Technik war die Entscheidung, welches der beiden Ersatzräder wir nun eigentlich verbauen wollten: das eine auf der nicht ganz passenden (Nissan??)Felge oder das andere mit den tiefen Schlarzen in der Seite? Na ja, wir hielten ein 90%ig passendes Rad für besser als ein kaputtes und eben jenes Rad hielt den Rest unserer Reise auch durch. Entscheidung als richtig erwiesen!
So war schnell ein Stündchen vergangen und -zumindest mein Bruderherz- ziemlich fertig! Auf einmal war es halb zwei und wir mussten langsam aber sicher doch etwas Ballett machen, um Swakopmund noch im Hellen zu erreichen (also bis halb 6 abends).

Vom Rest des Tages ist nocht mehr so viel zu berichten. Wir passierten den Wendekreis des Steinbocks (immerhin mein 5. Mal, für Tom die Wendekreisjungfernfahrt), den Gaub- und den Kuiseb-Pass und wurden unterwegs Zeuge eines ziemlich üblem Steppenfeuers, von dem wir am nächten Tag hörten, dass es ziemlichen Schaden angerichtet haben soll.

Pünktlich mit der untergehenden Sonne erreichten wir Swakopmund und hatten noch mal kurz Spaß mit dem Navi. Es gab keinen POI zu unserer Unterkunft und Hausnummern findet das System nicht wirklich. Keine Gute Ausgangslage, für eine Pension, die in einer den gesamten Ort durchziehenden Straße liegt (Rhodeallee).

Was den Tag dann doch noch zu einem schönen Urlaubstag machte, war das Wiedersehen mit Yvonne Schwabe, der Pensionswirtin von Taros Gästehaus, die wir auf ihrem ehemaligen Unternehmen, der Gästefarm Bläßkranz kennen und schätzen gelernt haben. Bei manchen Menschen ist es einfach so, dass, wenn man sie Jahre später wiedertrifft, es so ist, als wäre alles gestern gewesen. Es war einfach schön zu sehen, wie toll ihr neues Gästehaus geworden ist dass man in der neuen Lebensstation wieder gut gelandet ist.

Den Tag rundeten wir dann noch mit einem Abendessen im Hotel Europahof und Einkehr in der zugehörigen Bar ab. Und wieder mal „Gut's Nächtle“ - diesmal aber in einem echten Bett!

Worte zum Tage
Thirsty? (siehe Bild)

Was ham wer heute Gelernt?
...dass man bei einem Radwechsel auf Schotter tunlichst ein Ersatzrad unter das Auto legt, so lange man darunter werkelt

Toms famous last words
Neben so vielen anderen Abschlüssen, nennt sich auch ein Gesellenbrief als Kfz-Mechaniker mein Eigen. So war es für mich nicht sonderlich verwunderlich, als mein Bruder bei dem geplatzten Reifen auf mich schaute und fragte: „Und nu???“.
Da wir mit dem Reifen nicht wirklich weiter gekommen wären, mussten wir halt den Reifen wechseln.
Bei 30°C im Schatten (aber wo war Schatten??), einem losen Untergrund, einer Handbremse, die ihren Namen zu Unrecht trägt und einem Liter vergossenem Schweiß, war es ein ganz besonderes Erlebnis, das man seinen Enkeln irgendwann erzählen kann. Die werden dann vielleicht fragen, was ein Reifen ist, das ist aber eine andere Geschichte.
Nach einer gefühlten Ewigkeit stand unser Kleiner dann wieder auf vier benutzbaren Reifen, ich hatte einen riesigen Brand und keine einzige staubfreie Stelle mehr am Körper. Es konnte aber weitergehen und das zählte!
Was mich sehr begeistert hat, war, dass bei unserem unfreiwilligen Zwischenstopp alle (fünf oder sechs) vorbeikommenden Fahrzeuge anhielten und ihre Hilfe anboten und schauten, ob es uns gut geht!
Top Hilfsbereitschaft! Und vielen Dank!!

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