titelTierauge
2009

Auf nach Afrika - in den Caprivi   623km / 6:30h

Das war's Etosha, heute geht die Reise weiter. Voyage voyage...

Heute lag wieder ein ganzes Stückchen Strecke vor uns. Der Weg in den Caprivi ist zwar lang, führt in den letzten Kilometern hinter dem Viehzaun durch reizvolle, urwüchsige Gegend. Die Straße ist gesäumt von afrikanischen Holzhüttensiedlungen, überall sind Menschen und Tiere entlang der Strecke, es herrscht quirligstes afrikanisches Leben.

Die notwendige Ruhe und Aufmerksamkeit beim Fahren ergibt sich schon zwangsläufig aus dem staunenden Beobachten, mit dem der Reisende sich die Straßenkilometer erschließt.

Dies hier ist so anders als der Rest Namibias, so afrikanisch und auf den ersten Blick so frei von all den Einflüssen der Kolonialzeit, dass sich der Caprivistreifen als eine der schönsten Fleckchen des wunderbaren Namibia präsentiert. Wenn nicht sogar als die schönste der Ecken des Landes.

Die Zufahrt zu unserem Camp (Ngepi Camp bei Divundu) war dann allerdings nicht ganz ohne. Wir waren doch recht froh, in unserem Schorsch zu sitzen und genügend Bodenfreiheit unter uns und den Vierradantrieb zur Verfügung zu haben. Auch wenn die Belegschaft des Camps eigentlich Wert darauf legt, dass die Strecke mit normalem PKW zu machen ist. Doch die Jahrhundertflut dieses Frühlings hatte auch hier ihre Spuren hinterlassen und den Sand ordentlich durchwühlt.

Das Ngepicamp jemandem zu beschreiben, der selbst nicht dort war, ist gar nicht so einfach. Vielleicht vorweg so viel: wir haben auf unserer ganzen Tour kein Camp gesehen, das mit so viel Herzblut geführt wurde, das so anders war als der Rest der Welt und das den Gast so sehr in seine Zeitlosigkeit einwickelt.
Die Zeltplätze selbst befinden sich sämtlich direkt am Ufer des Kavangoflusses mit jeweils eigener Feuerstelle direkt am Flussstrand. (Wobei es sich wegen der im Fluss mannigfaltig vorkommenden Krokodile und Flusspferde nicht empfielt, zu eng auf Tuchfühlung mit dem verlockend sauberen und kühlenden Wasser zu gehen)

Toiletten und Duschen sind zwar durch eine Holz/Schilfwand optisch von den Zeltplätzen abgeschlossen, doch sind sie nach oben und in Richtung des Busches vollständig offen. Um den „Besucher" ranken sich Pflanzen und man hat vollständig das Gefühl, in der Freien Natur zu duschen... oder eben... zu thronen halt...

Jegliche Veränderung, die das Camp in seiner puren Existenz oder durch seinen Betrieb an der Umwelt der Kavangoregion vornimmt, ist durchdacht und weitmöglich ökologisch und landschaftlich störungsarm. Wo Naturschutz betrieben werden kann und konnte, wird er gelebt. Angestellte (schwarz wie weiß) und Management behandeln sich gegenseitig absolut auf Augenhöhe, soweit möglich werden regionale Traditionen, Bräuche und Religionen respektiert und auch integriert.

Gestern, morgen oder heute sind irrelevant. Das Jetzt zählt und der Moment will genossen werden.

Was klingt, wie eine Luxus-Hippie-Kommune scheint aber tatsächlich zu funktionieren. Man hat zu keiner Zeit das Gefühl, das etwas gekünstelt oder gespielt wäre.

Als wir dann unser Dinner in großer Runde mit den Campbewohnern auf der Terasse über dem Fluss hinter uns hatten unter und neben uns die Wassertiere hörten, stellte sich dann unter dem afrikanischen Sternenhimmel so etwas wie ein perfekter Moment ein.

Dennoch - die Bar des Camps musste heute natürlich noch unsere werden. Vielleicht nur so viel - eine solche Ansammlung von schrägen Vögeln und spannenden, skurrilen und brüllend komischen Gesprächen habe ich so noch nicht erlebt. Strange, aber extrem cool!

Worte des Tages
All prices are subject to customers attitude (der lachende Bartender des Camps bei der unausweichlichen Zapfenstreichdiskussion)

Was ham wer heute gelernt
...dass manchmal wirklich nur der Moment zählt.

toms famous last words
Das Afrika, wie man es aus zahlreichen Filmen und Reportagen kennt hatten wir bis dahin noch nicht erlebt.
Das sollte sich heute andern!
Der Weg in den Caprivi-Strip war einfach Entspannung pur! Die vielen kleinen Dörfer am Wegesrand, die Menschen die trotz ihrer „Besitzlosigkeit“ absolut glücklich und zufrieden wirkten, waren irgendwie Balsam für die Seele. Leider war man nur ein kurzer Gast in dieser Welt, aber es macht trotzdem nachdenklich, ob man zum glücklich sein überhaupt Materielle Dinge braucht. Vielleicht sind sie dafür nicht notwendig, helfen aber dabei. Wer weiß?!
Getoppt wurde das alles jedoch von unserem Camp. Wer in der Gegend unterwegs sein sollte und hier keinen Zwischenstopp macht, hat echt was verpasst. Es war einfach toll.
Angefangen von den sehr interessanten Schildern und Einrichtungsgegenständen über unseren Stellplatz bis hin zu dem gemütlichen Beisammensein an der Bar. Das ist echt kaum zu überbieten.
Wer was Besonderes erleben will, muss hierher kommen.
Und wer dabei einen 200 EUR-Schein übrig hat, der kann ihn dort spenden. Zum damaligen Zeitpunkt fehlte der nämlich noch in deren obligatorischen Geldscheinsammlung, die wie so oft an der Wand der Bar zu finden war.
Noch ein kleiner Tipp: Wenn beim Tanken der Tankwart nach ca. 5 N$ (rund ein Liter) sagt: „We are empty!“, sollte man wissen wo die nächste Tankstelle ist und hoffen, dass die noch Sprit hat!!
=> 5 of the Little Five der Namib , 2 of the Big Five, 2 of the Dangerous Six

Bild 12 2009 Nummer