titelTierauge
2009

Plantschende Giganten – der Tag in Linyanti

Eine Nacht voller tausend Geräusche später...

Als wir am Morgen erwachten, waren wir noch ziemlich erfüllt von den eindrücken der verdammt nahen Hippos und diverser anderer Tierchen, deren Art uns -glücklicherweise- heute Nacht nicht bekannt geworden war.

Beim Frühstück, beim Gang zur Dusche, beim Aufräumen - stets waren unsere Augen auf die den Campingplatz umgebenden Büsche gerichtet. Jedes Rascheln, jede Bewegung sorgte für Adrenalinstöße. Ich geb's ja zu, besonders bei mir...

Und da geschah das befürchtete. Aus dem Busch näherte sich ein Paar Augen und eine schemenhafte Gestalt schob sich aus dem Dickicht. Laut „Sch...“ denkend flüchteten wir in die Sicherheit unseres Fahrzeugs und schauten ängstlich in die Richtung der sich nähernden Bestie...
Zur Erklärung nur so viel: Der Umstand, dass es sich um ein Paar Augen handelte, schloss Vögel, Huftiere und eine ganze Menge ungefährlicher Tiere aus. Tiere, bei denen beide Augen nach vorne schauen, sind meist auf gute 3D-Sicht nach vorn spezialisiert. Und die braucht man in erster Linie für die Jagd...

Was sich dort aus dem Busch schob, war aber -zum Glück- keine Raubkatze, sondern „nur“ das erste Tier einer ängstlich-zurückhaltenden Pavianhorde. Wenn es wirklich eine Katze gewesen wäre, hätten wir sicher nicht rechtzeitig im Auto gesessen.
Und diese Paviantruppe ließ sich durch einfaches zeigen unserer Steinschleuder von unserem Auto fernhalten. Sie waren eher scharf auf die Früchte der Akazien auf unserem Campingplatz, als auf unsere Lebensmittel.

Der Schreck, den wir trotz allem bekommen hatten, führte aber nicht unbedingt dazu, dass wir den Morgen in Linyanti genießen konnten...

Bald darauf brachen wir erst einmal zu einer Pirschfahrt auf. Die Gegend um Linyanti ist recht übersichtlich und eigentlich nicht so sehr fürs Pirschen mit dem Auto geeignet. Ein einzelnes Wasserloch, an dem sich heute außer ein paar Elefanten, Wildgänsen und Anitlopen nicht viele Tiere sehen ließen. Also beschlossen wir, zum Campingplatz zurückzukehren und den Nachmittag in Ruhe am Fluss zu verbringen. Wieder einmal eine Glücksentscheidung; wenn Engel reisen...

Denn nicht nur, dass wir am Campingplatz einen netten (Weiß-)Botsuaner Kennenlernten, der ein hochinteressanter Gesprächspartner und angenehme Gesellschaft am Abendfeuer war, wir hatten wieder einmal richtig Glück mit unseren Sichtungen.

Im Schilfgürtel des Flusses grasten gemütlich einige Elefanten. Die Nilpferde von heut Nacht schienen sich tagsüber in ruhigere Gegenden zurückgezogen zu haben und überließen den anderen Grauen das Feld.

Das eigentlich tolle geschah wenig später, als die grauen Riesen begannen, im Fluss zu baden und zu schwimmen. Der offensichtliche Genuss, mit dem die Dickhäuter sich ins Wasser stürzten und ihre ungeahnte Beweglichkeit im Wasser waren einfach toll zu beobachten. Elefanten sind wirklich gute Schwimmer .Sie erreichen dabei Geschwindigkeiten, die man ihnen nie zutrauen würde, wenn man sie an Land trotten sieht.

Während dessen schwirrten um uns Tokos, Finken, Glanzstare und viele andere exotischer bunter Vögel. Sie waren so zutraulich, dass wir sie fast hätten berühren können, wenn sie sich auf den Boden bei uns setzten.

So ließ sich der Nachmittag gefallen: die Dickhäuter mit ihrem einzigartigen Schauspiel vor uns, die Vögel um uns und die Aussicht auf ein wirklich leckeres und reichhaltiges Braai vor Augen. Nach dem angstgetriebenen Pessimismus des Morgens wurde es so noch ein wunderbarer Tag.

Worte des Tages
Ganz ehrlich, ist DAS Urlaub (Tom zu mir, als wir unsere Sachen morgens zusammenräumten und wegen unserer Angst vor den Gefahren des Busches ziemlichen Stress hatten.)

Was haben wir heute gelernt?
Du sollst den Tag nicht vor dem Abend verfluchen!

Tom's famous last words
Affen sind nicht mein Ding. Weder die Großen noch die Kleinen. Bei unserem morgendlichen Besuch war ich von der ganzen Sache irgendwie abgeturnt. Naja, wir waren zwar bisher noch nicht wirklich weit gekommen, ans Aufgeben habe ich zu dem Zeitpunkt jedoch nicht ernsthaft gedacht.
In erster Linie war ich aber froh, dass wir uns ordentlich Zeit lassen konnten, da ja keine Strecke für heute anstand. Die sehr übersichtliche Umgebung hatten wir dann am Vormittag recht schell erkundet und machten über Mittag linker Hand an dem kleinen Wasserloch halt. In Ruhe nahmen wir ein verspätetes Frühstück aus Keksen und Billtong ein und beobachteten ein paar Vögel, die es sich im Wasser gut gehen ließen.
Mit einem Mal sahen wir ein paar Elefanten hinter uns am Wasserloch vorbei in Richtung Fluss ziehen. Kurz danach tauchten vor uns auch ein paar Dickhäuter auf, die das Wasserloch an der anderen Seite passierten. Als dann wenig später rechts von uns auch noch welche auftauchten standen wir mehr oder weniger Mitten in der Herde. Schluck!! Glücklicherweise müssen uns die Dickhäuter wohl als ungefährlich eingestuft haben, denn nach kurzer Zeit wichen die Elefanten rechts von uns aus und folgten ihren Artgenossen hinter uns. Wir waren froh, denn WIR hätten nirgendwo hin ausweichen können. War aber ein einmaliger, wenn auch leicht beängstigender Moment.
Als wir dann wieder im Camp waren, ließ ich mich dieses Mal demonstrativ nicht von der Löwen-Manie anstecken, was die Sache in meinen Augen doch sehr beruhigte. Ich war trotzdem froh, als wenig später unserer Platznachbar eintraf. Gemeinsam hatten wir dann den Anblick der schwimmenden und badenden Elefanten. Tolle und unvergessliche Bilder!! Hierbei stellten wir auch fest, dass ein Elefant, wenn er im Wasser schwimmt vor einem Flusspferd flüchtet, wenn es ihm zu nahe kommt. Zumindest hat ein kurzes Bellen und Brummen des Hippos gereicht um den Elefant zum Umkehren zu bewegen. Ein bisschen Treffen der Giganten und man lernt nie aus.
=> 5 of the Little Five der Namib , 3 of the Big Five, 4 of the Dangerous Six (Man merke wieder: immer noch kein Löwe dabei)

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