Einarmige Banditen und bloody germans - aus dem Busch nach MaunLuftlinie keine 100km / laaaange!
Goodbye Wildnis, goodbye Elefanten, goodbye Abenteuer. Heute sollte es leider schon wieder so weit sein, dass wir den Moremi und damit den letzten Nationalpark auf unserer Reise verlassen würden.
Der Tag begann für mich aber erst mal mit einem bundeswehrtauglichen Weckmanöver, als Tom mit der Flachen Hand gegen die Zeltplane trommelte und mich mit den Worten weckte "Wach auf, die sind schon auf unserer Motorhaube!"
"Die" waren die Paviane, die sich des Nachts so weit an unser Auto herangetraut hatten, dass sie die Motorhaube als Sitzfläche erobert hatten.
Ein paar gezielte und ein paar mehr angedeutete Schüsse mit der Steinschleuder reichten aber aus, um die Tierchen zu vertreiben und ließen uns weitgehend in Ruhe. Beim Frühstück verzichteten wir aber trotzdem auf den Aufbau der gesamten Frühstückstafel und aßen unsere Stullen im Stehen.
Aufgeregte Schreie vom Nachbarzeltplatz, auf dem ein paar schlaue Südafrikaner ihren vollen Frühstückstisch von den Tierchen abgeräumt bekamen, gab uns auch recht.
Mit einem weinenden und einem lachenden Auge machten wir uns auf den Weg nach Maun. Das weinende Auge hatten wir natürlich deswegen, weil die letzten Tage im Busch und die Nächte auf Schorsch's Rücken einfach toll und voller tausender Abenteuer gewesen waren.
Die Aussicht, demnächst wieder ein richtiges Bett, eine Dusche und richtiges Essen genießen zu dürfen, war aber auch nicht übel. Zudem hatten wir ja noch den ganzen heutigen Tag, an dem noch eine Menge Zeit sein sollte, um Tiere zu beobachten.
Zunächst nahmen wir den auf der Karte recht kurz aussehenden Umweg an der Bootsstation vorbei. Dieser Weg stellte sich aber bald als echte Herausforderung dar. Denn nach ein paar Kilometern wurde er zu einem winzigen Trampelpfad, der beidseitig mit mannshohem Gras bewachsen war. Nach der Bootsstation wurde es noch spannender. Der Weg wand sich alle 5 Meter in eine neue Kurve und Äste und Zweige ragten weit in ihn hinein.
Mehr als einmal mussten wir zurückweichen, weil ein Elefant auf dem Weg stand und uns misstrauisch beäugte. Umfahren ging wegen des Dickichts entlang des Weges nicht, da blieb nur abwarten und Tee trinken. Angeblich soll man zwar relativ dicht an Elefanten vorbeifahren können, wir waren uns aber nicht so sicher, dass die Tierchen das Reglement auch kannten. Vorsicht ist die Mutter des Elefantenausweichens und so hielten wir es für besser, nichts zu riskieren.
Zurück auf dem Hauptweg wurden wir von einem aufgeregt am Straßenrand wartenden Mann aufgehalten, der uns um Hilfe bat, seinen ein paar Kilometer weiter tief im Sand steckenden Reisegefährten zur Hilfe zu eilen. In Anbetracht unserer immer noch recht dürftigen Offroadfahrkünste gab ich zu bedenken, dass wir nur ein paar „bloody germans“ wären und zwar unser bestes tun würden, aber halt nichts versprechen könnten.
“I'm a bloody German too“ war seine Reaktion und so eilten wir den Landsleuten zur Seite zu Hilfe.
Am Ort des Geschehens sahen wir dann auch die Bescherung. Drei Offroadcamper mit Wohnkabine (so genannte Wohnklos) warteten und einer davon war richtig tief im Sand eingegraben. Wegen meiner Buschkleidung freuten die Germanen sich schon ,dass ein Ranger herbeigeeilt sei und begrüßten mich freudig auf Englisch. Die Euphorie mussten wir ihnen aber leider nehmen und machten uns daran, den festgebuddelten zu befreien.
Ursache Nummer eins waren die vollen Reifen, deren Druck viel zu hoch für den Sand waren. Dem ließ sich leicht abhelfen.
Weit schwerer wog, dass bei dem feststeckenden das Sperrdifferenzial der Vorderachse... eben nicht sperrte. In Anbetracht der Strecke, die noch vor ihnen lag, mussten diese Reisenden leider zurück nach Maun und das Auto tauschen. Dafür, dass es sich um gerade bei Britz gemietete Autos handelte, eine schwache Kür für diesen recht hochpreisigen Vermieter. Leider habe ich im Nachhinein erfahren, dass dies nur der Beginn einer langen Pannenserie war, die diese Reisenden mit Britz erleben mussten. Da lob ich mir unseren alten, zuverlässigen Schorsch (unser Hilux), der trotz seiner 300.000 km zuverlässig und stark wie ein alter Ochse war.
Als wir den Park verlassen hatten, begann auch prompt die Tankkontrolleuchte zu brennen und gab unserer Vorsicht recht, doch lieber einen Reservekanister mitgenommen zu haben. Wer weiß, ob wir mit den 140 Litern sonst noch nach Maun gekommen wären. Dort tanken wir noch schnell und machten uns auf den Weg zu einem der Campingplätze bei Maun, dem „Sitatunga Camp“, dass wir pünktlich beim letzten Sonnenstrahl des Tages erreichten. Zu allem Überfluss bockte auf den letzten Metern vor dem Camp auch noch das Auto, so dass wir inständig hofften, im Camp noch einen Platz zu bekommen.
Das Camp war mit einer hohen Schiebetür aus Stahl verschlossen und erst nach mehrmaligem Klingeln öffnete sich diese einen Spalt weit und ein schurkisch ausssehender Kopf schob sich hervor. Auf meine Frage, ob denn nun noch ein Platz zu haben sei, erhielt ich die Antwort „Yes, but NOT for you!“. Wenig später setzte er hinzu „...unless you go up in the office and pay your 80 Pulas“. Ein echter Scherzkeks, der mir mit seiner verkniffenen Mine und seinem ruppigen Ton einen echten Schreck eingejagt hatte. Als er uns die Tür dann öffnete, sahen wir, dass ihm ein Arm fehlte, was sein Bild eines echten Käptn-Hook-mäßigen Pitraten komplettierte. Später, als er noch einmal nach dem rechten sah und an unserem Feuer vorbeikam, sagte er nur grinsend „You sometimes have to make jokes with your friends“ und blieb noch auf ein Bierchen. Ein echtes Unikum! Harrr!
Der Zeltplatz war zwar voll mit Overlanderbussen, aber nach ein paar kühlen Drinks in einer der urigsten Bars und nicht zuletzt weil die Overlandergruppen recht früh zu Bett gingen und ruhig waren, konnten wir unsere letzte Campingnacht durchaus genießen. Morgen sollte es bis nach Windhoek gehen - noch mal ein echter Höllenritt auf afrikanischen Landstraßen.
Worte des Tages
I'm a bloody german too! (s.o.)
Was ham wer heute gelernt
...dass wir mit Schorsch einen echten Glücksgriff getan hatten
Toms famous last words
Stellt Dir mal vor: Du erwachst eines schönen Morgens in seinem Zelt, ist noch dar nicht richtig munter und hörst neben Dir auf der Motorhaube einen Affen umher springen. Du ziehst sich also fix an, steckst vorsichtig seinen Kopf aus dem Zelt, um zu sehen ob es wirklich die Affen waren oder ob es sich um deine erste richtige Löwensichtung des Urlaubes handelt. Nachdem du um das Auto herum lauter Affen sitzen siehst, bist du dir sich sicher, wieder keine Löwen.
Also erstmal raus aus dem Zelt und bei den Biestern ein wenig Eindruck schinden, bevor sie auf die Idee kommen das Auto zu zerlegen. Da clevererweise Dein Begleiter die Steinschleuder im Zelt hat (warum werde ich nie begreifen), muss Du ihn dann sanft und freundlich (edit sven: ????) durch ein paar gezielte Trommelschläge auf sein Zelt wecken. Nachdem er sich dann mit der Schleuder bewaffnet aus dem Zelt quält, nehmen die Paviane dann endgültig Reiß-aus. Um das Aufwachen dann noch perfekt zu machen, wirst Du vollgenölt wegen der lieben und netten Weckart. Ne, ne, ne, super Morgen!!!
So waren wir wenigstens relativ (edit sven:?!?!?) früh auf den Beinen und nach einer sehr kalten aber erfrischenden Dusche (das Wasser wird von der Sonne erwärmt und die war noch nicht so richtig aufgegangen) ging es dann auf den Rückweg aus dem Park und richtung Maun. Wir entschieden uns, noch den Umweg über den Bootsanleger im Park zu machen. Das entpuppte sich im Nachhinein zwar als Fehler, jedoch nicht als dramatischer. Zum einen war der Weg nicht besonders gut zu befahren (Sackgassen, Tiefsand, Schlammlöcher, viel Geäst, das auf den Weg ragt), zum anderen gab es bis auf drei Elefanten (1x neben dem Weg, 2x auf dem Weg) nichts Besonderes zu sehen.
Kaum waren wir wieder auf dem Hauptweg nach Maun, kamen wir zu dem Gestern beschriebenen Sandloch.
Ein Camper richtig fest, ein Camper ein wenig fest und einer hätte sich eigentlich problemlos selbst befreien können. Nachdem wir mit vereinten Kräften bei allen Autos den Reifendruck abgesenkt und die Räder freigeschaufelt hatten, bekamen wir die „Gestrandeten“ mit vereinten Kräften frei. Es war alles in allem eine sehr coole Aktion. Es hat Spaß gemacht, jemanden im Nirgendwo helfen zu können. Außerdem war die Gruppe vor kurzem erst gestartet und noch ein wenig unbeholfen und chaotisch. Ich denke mal, vor 20 Tagen hätten wir uns vielleicht ähnlich angestellt. Jetzt waren wir hier aber die „Erfahrungsträger“. Das macht einen ein wenig stolz auf das, was man in der letzten Zeit gelernt und erlebt hat! Ich hoffe aber, ihr hattet einen ähnlich schönen Urlaub wie wir!
Der weitere Weg nach Maun war dann unspektakulär. Sehr interessant waren noch die vielen kleinen Wasserlöcher im Moremi. Jedes war bewohnt von einem Flusspferd. Oft waren die Löcher so klein und flach, dass das arme Tier nicht komplett untertauchen konnte. Hat es sich hingelegt, schaute der Rücken aus dem Wasser raus, stand es auf, war es fast komplett zu sehen. Gibt halt gute und schlechte Wohngegenden!
Kurz vor Maun entleerten wir unseren Reservekanister in den Tank und dann in Maun tankten wir dann richtig voll. Wahrscheinlich hätten wir es auch ohne die Reserve geschafft, sicher ist aber sicher!
Ich weiß nicht ob es an dem Tanken gelegen hat, auf jeden Fall hatte unser treuer Toyota beim Verlassen von Maun auf einmal Aussetzer. Oft war der Motor nur durch Kuppeln und einen beherzten Tritt aufs Gaspedal vor dem Absterben zu bewahren. Frei nach Goethe erreichten wir den Hof (den nicht im Voraus gebuchten Campingplatz) mit Müh´ und Not. Als dann der „Türsteher“ meinte: „Du kommst hier ned rein!“, war ich restlos bedient. Glücklicherweise war er einfach nur ein kleiner Scherzkeks. Oder er hatte die „Mordlust“ in meinen Augen entdeckt… wir werden es wohl nie erfahren.
Als wir dann später an der Bar saßen und uns unsere Pizzen und ein paar eiskalte Biere schmecken ließen, waren wir wieder in der Zivilisation angekommen, nur irgendwie mit einem lachenden und einem weinenden Auge.
=> 5 of the Little Five der Namib , 3.5 of the Big Five, 4.5 of the Dangerous Six (falls nicht noch ein Wunder geschieht, wir sich daran auch nichts ändern)