titelTierauge
2009

zu den Pavianen - von Savuti nach Third Bridge   Luftlinie keine 100km / laaaange!

Über die heutige Etappe hatte ich mir im Vorwege schon etwas Gedanken gemacht. Denn auch wenn es unter 200 Kilometer wahren, die an reiner Distanz vor uns lagen, so waren es doch Wege, auf denen 15 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit schon eine optimistische Schätzung waren. Außerdem machten wir uns etwas Gedanken wegen der zu erwartenden Pavianplage auf dem Campingplatz Third Bridge

Der Hupe-Reiseführer schlägt als weit weniger sandige und deutlich reizvollere Alternative die Strecke vor, die etwa 10-20 Kilometer östlich des Hauptwegs gen Süden verläuft. Dieser Weg sei nur zur Regenzeit zu meiden.
Nun, diese war ja mittlerweile gottlob vorbei und Schlamm und Wasser waren nicht übermäßig zu erwarten.

Schlamm fanden wir auf der Route auch nicht vor, der war mittlerweile ausgetrocknet und mittlerweile bildeten sich erste Dürrerisse im Boden. Dennoch war diese Strecke extrem schwierig zu fahren. Sie muss zur Zeit des großen Wassers völlig matschig und geflutet gewesen sein und überall waren tiefe, mittlerweile steinharte Fahrspuren auf dem Weg. Auch die Elefanten, die durch den Schlamm gewatet waren, hatten bis 30cm tiefe Fußstapfen hinterlassen.
Auf diesem Weg, der bald auch noch durch hüfthohes Gras zugewachsen war, konnte man fast nirgendwo schneller als Schrittgeschwindigkeit fahren, wenn man keinen Achsbruch riskieren wollten.

Auch zurück auf dem Hauptweg wurde die Fahrerei nicht einfacher. So aktuell das Kartenmaterial unseres GPS-Gerätes auch war, die nach der Flut völlig veränderte Wegführung überforderte es doch deutlich.
Der Weg aus dem Park führte dann auch noch über eine kleine Behelfsbrücke aus zusammengebundenen Baumstämmchen. Hinter der Brücke ging es im Tiefsand direkt einen Abhang hinauf. Auf der Wackelbrücke konnten man nur sehr wenig Schwung holen, wollte man nicht riskieren, dass die sich unter einem verteilte. Wenn man zu wenig Schwung nehmen sollte, bestünde die große Gefahr, den Hügel nicht zu schaffen und rückwärts in den Fluss hineinzurutschen. Also Augen zu und durch! Was soll ich sagen - Tom meisterte seine Feuertaufe mit Bravour!

Deja vu! Als wir endlich den Moremi erreichten, hatten wir für eine Strecke, für die man eigentlich gut 2-3 Stunden planen könnte gerade mal 60 Minuten übrig. Auch hier im Moremi wäre zu schnelles Fahren nicht gut gegangen. Loser Sand, Schlaglöcher, Bodenwellen, Waschbrettpiste. Uns blieb nur mutig-überlegtes Zügigfahren und auch hier ging es wie so oft auf dieser Reise wieder gut. Wie gesagt - wenn Engel reisen.
Allerdings tat es uns natürlich unendlich leicht, an den vielen Tieren vorbeihuschen zu müssen, ohne zeit zu haben, sie ein wenig zu beobachten. Sitatungas, Elefanten, Giraffen - wir hatten keine Zeit für Euch...
Auf dieser Strecke dringend mehr Zeit einplanen!

In Third Bridge ließen die berüchtigten Paviane auch nicht lange auf sich warten. Doch ein von Zeit zu Zeit vage in ihre Richtig abgegebener Schuss mit unserer Steinschleuder ließ sie aber nicht zu nah an uns herankommen. Einer von uns stand, so bald wir den Kofferaufsatz oder die Autotüren öffnen mussten immer mit den Katapult Wache und der andere hatte so den Rücken frei. Unsere Erlebnisse vom nächsten Morgen sollten uns in der Hinsicht auch recht geben. Bei uns war für die Affen also nichts zu holen und sie zogen sich schlecht gelaunt auf die Bäume zur Nacht zurück. Ich habe mich trotzdem besser gefühlt, die Zwille mit im Zelt zu haben.

Ein wirklich anstrengender, aber erlebnisreicher Tag ging zu ende und wir schliefen in unsere letzte Nacht im Busch hinein.

Worte des Tages
Bist Du Dir sicher, dass wir hier noch richtig sind? (Gefühlt alle 5 Minuten, während unser GPS schwer überfordert war...)

Was ham wer heute gelernt?
...dass wir langsam aber sicher recht gut wurden mit Schorsch im Sand!

Toms famous last words
Zurückblickend muss ich sagen, dass dieser Tag wohl der mit Abstand abenteuerlichste der ganzen Reise war. Angefangen mit der Alternativroute, die auch für afrikanische Verhältnisse als kaum befahrbar gegolten hätte, über das Park-Gate, dass sich nicht mehr am vom Navi und lt. GPS-Koordinaten aus der Karte angegebenen Punkt befand, bis hin zur Bemerkung eines Parkrangers, dass unsere Karte - Drucklegung Anfang 2009 - (zu dem Zeitpunkt war auch unsere Reise) hoffnungsls sei.
Freundlicherweise malte er uns eine provisorische Karte, mit der wir super navigieren konnten. Fairerweise muss man über die Strassenkarte sagen, dass durch die recht starken Regenfälle einige Straßen und Brücken nicht mehr passierbar oder vom Wasser weg gespült worden waren.
Auf jeden Fall fuhren wir dann auf Wegen, die noch nicht sehr lange zu existieren schienen, in Richtung Maun/3-rd Bridge, bis wir an die schon beschriebene Brücke kamen. Am liebsten wäre ich nicht drüber gefahren und ausgewichen. Aber wo lang?? Es war lt. Ranger die einzige noch vorhandene Brücke! Also Augen zu und durch, eher Augen auf und darüber. Gaaanz langsam über die Brücke, Diffs schon gesperrt, Untersetzung schon rein. Noch Halb auf der Brücke gab es nur noch eines. Erster Gang und dann Vollgas. Mit einem heulenden Motor und umher fliegenden Sand bahnten wir uns den Weg nach oben. Oben angekommen hieß es sofort Stopp. Hart links ging der Weg nach Maun, hart rechts der Weg zu einer Privatranch und gerade aus direkt ins Unterholz. Eigentlich hätte man von der Aktion ein Video drehen müssen. Leider hatten wir davor nicht daran gedacht (wir hatten eh anderes zu tun) und die Szene noch mal nachzustellen wollten wir beim besten Willen nicht riskieren. Wir waren froh, einmal durchgekommen zu sein.
Der Rest der Etappe verlief dann entspannter. Leider waren wir durch die zahlreichen wegebedingten Verzögerungen schon recht spät dran. So gab es die Wahl, direkt nach Maun durchzufahren oder nach 3-rd Bridge abzubiegen. Wir entschlossen uns für letzteres und es war die richtige Entscheidung. Zügig (nicht zu schell, riskant oder waghalsig, ich glaube mein Bruder neigt hier etwas zur Übertreibung) machten wir uns auf den Weg, leider ohne die uns umgebende Landschaft bewundern zu können. Wir hatten ja noch die Rückfahrt, für heute hieß es erstmal bei Tageslicht im Camp anzukommen.
Ca. 5 km vor dem Camp kam wieder mal eine Tiefsandstelle, die wir mit 4x4 und geblockten Differenzialen durchqueren mussten. Ich erwähne das zum einen, weil es meiner Meinung nach erst die zweite Stelle an diesem Tag war, wo wir allradmäßig unterwegs waren, zum anderen sollten wir hier am nächsten Tag noch unseren Spaß haben.
Im Camp angekommen gab es schnell Nudeln mit irgendwas aus der Tüte. Kaum waren wir fertig, kamen auch unsere lieben „Besucher“, die wir erstmal mit ein paar Steinen (siehe Tipp vom Tag 18, denn hier findet ihr keine Steine, es sei denn, der Vorgänger hat euch welche da gelassen; Glasmurmeln als Geschosse und gut sichtbare Gummischlangen, die man mit einer Angelschnur bewegen kann, sollen auch gute Mittel sein, sich die Biester von Hals zu halten) gut auf Abstand halten konnten.
Ich war dieses Mal vorgewarnt, so dass mich dieses Mal die Begegnung relativ kalt ließ. Da wir nichts klauenswertes für sie hatten, ließen sie uns dann auch in Ruhe und begaben sich auf die Bäume über uns. Wir unten, sie auf den Bäumen, so konnte jeder von uns bequem seine Nachtruhe antreten.
=> status: 5 of the Little Five der Namib , 3.5 of the Big Five, 4.5 of the Dangerous Six (nichts neues, Heute war eh kein Tier-Anschau-Tag)