Tag 5: Wanderung im Dan Viljoen Park Windhoek
Gut ausgeschlafen starteten wir in diesen Tag inmitten der namibischen Hauptstadt.
Der Tagesplan für heute war ein echter Kompromiss und spiegelte wunderbar unsere jeweiligen Interessen wieder. So starteten wir mit einem ausgiebiegen Kreditkartenglühenlassen in den diversen (aber zahlen- und größenmäßig durchaus überschaubaren) Windhoeker Einkaufszentren und hatten uns dann für den Nachmittag eine "kleine" Wanderung im Dan Viljoen Park vorgenommen, um die Sitzschwielen der vergangenen langen Autofahr-Tage loszuwerden.
Doch zunächst ab ins Getümmel und hinein in dieses kleine Städtchen, das wohl nur mangels anderer größerer Orte zu Namibias Hauptstadt wurde. Nein, eine Großstadt oder gar Metropole ist Windhoek sicher nicht, dafür aber ein absolut sympatisches, quirliges, afrikanisches Städtchen, eine Hauptstadt in Miniatur.
Wir ließen unser Auto wieder auf dem großen Parkplatz vor dem Zoo (Independence Avenue) und klapperten hier gemütlich die typischen "tourist hot spots" im nahen Einkaufszentrum und dem Handwerkermarkt direkt neben dem Parkplatz ab.
Um unsere Buchung im Etosha brauchten wir uns dieses Jahr ja nicht weiter zu kümmern, also schauten wir in der Touristeninformation nur kurz vorbei, um ein paar Flyer abzustauben.
Die Mägen voll mit Limo, Eis und Brötchen und die Taschen voller -wichtig- Billtong und -noch wichtiger- Bargeld aus den hier befindlichen Geldautomaten (ATM) brachen wir dann aber endlich auf in den Dan Viljoen Park.
Glücklicherweise war es 2005 längst nicht so heiß wie im Jahr zuvor, so dass die Sonne während unserer 9 Kilometer langen Wanderung nicht ganz so unbarmherzig brannte.
9 Kilometer klingt erst mal nicht viel, doch über Stock und Stein und ohne echte Wege wurde jeder Schritt zur Herausforderung und die Strecke zog sich doch ganz beachtlich. Aber man wurde unterwegs immer wieder mit dem Anblick interessanter Pflanzen, Eidechsen, Vögel und einiger Warzenschweine und Antilopen belohnt, sodass die Strapazen des Weges doch recht gut honoriert wurden.
Ein Teil der Strecke verläuft übrigens durch ein -trockenes- Flussbett, das mit Geröll und trockenem Holz gefüllt ist. Hier wurde uns doch ganz schön mulmig und wir hatten doch etwas Angst davor, hier versehentlich auf einen Skorpion oder eine giftige Schlange zu treten.
In dem Flussbett zeigten sich ab und an Spuren der Rauheit und Schonungslosigkeit afrikanischen Lebens – immer wieder trafen wir auf Spuren längst ausgetrockneter Kadaver verendeter Tiere. Da es im Park keine Raubtiere gibt, kann diese Todesursache ausgeschlossen und angenommen werden, dass ein großer Teil dieser Tiere verdurstet oder an Erschöpfung gestorben sein wird.
Und so waren wir doch ganz froh, den Weg hinter uns gebracht zu haben und freuten uns auf eisgekühlte Getränke am Kiosk des Parkes. Zumal dieser Wanderweg die fiese Eigenschaft hat, sich ausgerechnet dann noch mal einen langen und steilen Berg heraufzuziehen, wenn man glaubt, eigentlich am Ziel zu sein. Nach so einer Wanderung schmeckt billige Limo aus der Blechbüchse jedenfalls wie feinster französischer Champagner!
Nachdem wir nun einen der Fußwege des Parks hinter uns gebracht hatten, gönnten wir uns noch den einzigen mit dem Auto zu befahrenden Rundweg des Parks.
Na ja – den hatten wir nicht ganz so schwierig in Erinnerung, wie er sich uns nun offenbarte... Die Schlaglöcher schienen noch tiefer und die Bodenwellen noch härter geworden zu sein als letztes Jahr. Vor allem als wir ein Stück bergauf durch tiefen lockeren Sand fahren mussten, lag doch recht intensiver Geruch nach verbrannter Kupplung in der Luft. Schon wegen solcher Abenteuer würde ich mir nie einen gebrauchten Mietwagen kaufen – aber das ist ein völlig anderes Thema.
Doch glüclicherweise war der Weg nicht nur schwerer als 2004, sondern bei weitem auch lohnenswerter. So trafen wir –direkt neben dem Weg– auf Zebras, Gnus, Giraffen und einen Oryx. Ein netter Vorgeschmack auf den Etosha und ein schöner Bonus für diesen Tag.
Doch dies sollte –zumindest für mich– noch nicht das letzte Abenteuer gewesen sein! Es gibt in Windhoek in der "Alten Feste" ein Restaurant, in dem traditionelle Afrikanische Gerichte serviert werden. Und jeder Reiseführer schreibt davon, dass dazu auch richtig exotische Dinge wie eben Raupen gehören. Und da meine Wenigkeit in dieser Hinsicht eindeutig zu neugierig und experimentierfreudig ist und es mich v.a. doch gewurmt hatte, mich das letzte Mal nicht getraut zu haben, beschlossen wir, hier zu Abend zu essen.
Vorher gab es noch einen kleinen Absacker in unserer Lieblingsweinbar und auf ging's.
Die erste Herausforderung war schon mal die sprachliche Barriere. Was zu Hölle heißt noch mal "Raupe" auf Englisch??? (Mittlerweile weiß ich es – "caterpillar")
Eine kurze Zeichnung auf dem Bestellzettel und ein verstehendes Nicken später hatte ich also Raupen bestellt.
Die nächste Haerausforderung war dann mit dem wissenden Grinsen der Kellnerin leben zu können, die sich köstlich darüber amüsierte, dass der Europäische Tourist hier so etwas bestellte...
Dann kam auch der Teller schon. Ich hatte mit ein paar kleinen süßen Räupchen gerechnet, nicht mit diesen fetten, großen Viechern...das war dann doch eigentlich too much for me! Aber den Teller stehen lassen und mit dem Spott meiner herzallerliebsten EheEx und dem Grinsen der Kellnerin fertig zu werden war eindeutig das größere Übel. Zumal auch mein männliches Ego eine gewisse Rolle spielte und man ja nicht als Schlappschwanz dastehen will.
Ich liebe diese Berichte diverser Indiana Jones, die im ugandischen Djungel –wahrscheinlich unter stärkster Bedrohung ihrer körperlichen Unversehrtheit– lebendes Affenhirn gegessen haben und dann weltgewandt behaupten "Schmeckt wie Hühnchen!". In Wahrheit haben die danach bestimmt erst mal einen auf Lady Di gemacht und sich den Finger bis zum Schulterblatt in den Hals gesteckt...
Also: Raupen schmecken...wie Hühnchen!
Ne, im Ernst: Zäh, knirschig, fest und ohne Eigengeschmack. Aber bestimmt mit einem Haufen gesunder Proteine...nicht das mich DAS interessiert hätte!
Aber: I DID IT!!! Ego ist zufrieden...
Zum Glück gab es in dem Restaurant aber auch genügend kühles namibisches Bier zum Runterspülen und so langweilige aber sehr schmackhafte Gerichte wie Meiskloß mit Huhn, um dem Magen auch was vernünftiges anbieten und auf Versöhnung mit diesem hoffen zu können.