titelTierauge
2005

Leaving the country of our dreams – von Keetmanshoop nach Clanwilliam.

Es ließ sich nicht mehr verneinen, heute verließen wir Namibia, unser Traumland, endgültig in Richtung Kapstadt und Flugzeug und damit nach Deutschland. Unsere Traumreise war so gut wie vorbei. Was vor uns lag war noch ein kurzer Zwischenstopp in Clanwilliam und einige hundert Kilometer Strecke.

Ein paar aufreibende Grenzformalitäten und einige hundert Kilometer einsamer namibischer Straßen und deutlich vollerer südafrikanischer Straßen später waren wir im Elephant River Guest House angekommen und widmeten uns erst einmal der Abflugvorbereitungen, also der Rückbestätigung des Fluges und dem Sachenpacken

Und als ob uns Afrika noch ein besonderes Abenteuer bescheren wollte, geschah es: Als meine Reisebegleitung gerade beim Einpacken der getragenen Kleidung war, schrie sie kurz auf und meinte, sie hätte sich irgendworan geschnitten. Ich ging natürlich nachsehen, was der Auslöser gewesen war und entdeckte zu meinem Entsetzen in dem Socken, den sie fallen gelassen hatte, einen Skorpion.
Panik!!!

Ich lief so schnell ich konnte zu unserer Wirtin Georgia, um Hilfe zu holen. Die war auch gleich ganz aufgeregt und brachte uns sofort zur nahe gelegenen Dorfärztin, die glücklicherweise zu so später Stunde noch anwesend war und meine Reisebegleitung auch behandelte. Auf dem Weg begegneten wir noch dem Dorfsherrif, der sich die Verletzte und den Übeltäter, den wir in einem Wasserglas mit uns genommen hatten ansah und uns erst einmal beruhigte. Wir müssen ein herrlich schräges Bild abgegeben haben: die Verletzte, die ihren gestochen Finger festhielt, der Sherrif, ein Bild von Mann, der direkt aus irgend einem Südstaatenfilm stammen könnte, die gute Georgia in ihrer Not und ich völlig panisch daneben.

Die Ärztin sah dann aber glücklicherweise auch nicht das nahe und viel zu frühe Ende meiner Begleitung voraus, sondern beruhigte uns und gab ihr ein sehr leichtes und verträgliches Antiallergikum. Glücklicherweise eines, das für schwangere verträglich ist, da wir nicht ausschließen konnten, dass sie sich genau in jenem Zustand befinden könnte.

Schwupps war unsere Reisekrankenversicherung 50 Euronen ärmer, meine damalige Frau um ein Abenteuer fürs Leben reicher und ich mit -durchaus berechtigten- Vorwürfen ihrerseits konfrontiert. Denn dass wir den Skorpion aus Namibia mit eingeschleppt hatten stand wohl ziemlich außer Frage und dass der sich nur in meine Sachen eingeschlichen haben konnte, die ich wider besseren Wissens doch wieder nachts einfach vor mein Bett geworfen hatte, war auch ziemlich klar. Da hätte wirklich viel schlimmeres passieren können! So ist das halt: Beim ersten Urlaub passt man noch auf und wird "weil ja nichts passiert ist" dann irgendwann nachlässig. Liebe Kinder, lernt daraus: Klamotten gehören in warmen Ländern nicht auf den Fußboden!!!

Als wir dann auf den Schreck in das örtliche Restaurant gingen (wo ich übrigens die beste Meeresfrüchtepizza meines Leben hatte - mit echten Gambas), wusste natürlich das ganze Dorf schon bescheid und kamen in kleinen Grüppchen, um meiner damaligen Frau ihr tief empfundenes Beileid auszudrücken.