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2022

Endlich wieder auf Pad - von Windhoek nach Hauchabfontain 288km / 3:45h

Heute lag die Etappe von Windhoek in den Süden zum Campingplatz Hauchabfontain vor uns. Eine Strecke, die etwa knapp zur Hälfte auf befestigten Straßen, dann aber auch auf Schotterpisten verläuft und laut google maps etwa 3,5 bis 4 Stunden benötigen würde. Also konnten wir es etwas ruhiger angehen, in Ruhe Frühstücken, unsere Sachen zusammen packen und die letzten Erledigungen vornehmen, bevor wir uns mit „unserem“ Hilux auf den Weg machten.

Es handelt sich um eine relativ entspannt zu fahrenden Strecke (spätestens wenn man kurz hinter Rehoboth auf die C24 abbiegt, ist man über lange Strecken quasi der einzige Mensch auf der Straße). An solchen Orten aussteigen, sich auf ein Rad des Campers stellen und in alle Richtungen schauen! Nicht nur, dass da häufig kein Mensch, kein Auto, niemand zu sehen ist – meist ist da auch praktisch niemand. Namibia – Land der Ruhe, der majestätischen Weite und der Einsamkeit. Und das ist für mich mit das beste am Land. Klar gibt es Orte, die noch weit einsamer und weiter sind als die C24 – nach dem Trubel der Hauptstadt war das hier für uns erst einmal völlig ausreichend, um es sehr zu genießen.

Die recht kurvenarme Strecke, die vorbei an der Naukluft (hier Wunschadjektive wählen: majestätisch, malerisch, mächtig, still, überwältigend, erhaben…) und dem Mountain Zebra Park führte und nur durch ein paar „Schiebebaustellen“ (Straßenbau in Namibia heißt häufig einfach, dass mit einer Art Planierraupe die oberste, lockere Schotterschicht begradigt und neu verfestigt wird) unterbrochen wurde, ließ ein gemütlich-entspanntes Reisen zu und ließ mich mit unserem Auto so richtig gut Freund werden. Langsam klappte auch der Linksverkehr wieder intuitiver und ich bekam ein ganz brauchbares Gefühl für unser Gefährt.

Statistisch ist das glaube ich der Punkt, an dem sich viele beginnen, selbst zu überschätzen und dann Unfälle bauen. Aber der Hilux fing ohnehin jeweils wie wild an zu piepen, wenn man auch der Schotterstraße die 90 überschritt. Für viele ist das wohl recht nervig, für mich war es gut. Die Einsamkeit und die schnurgeraden Straßen lassen einen gar zu schnell die eigene Geschwindigkeit unterschätzen und man wird automatisch immer schneller. Und auf Schotter schneller als 80 – da macht die Physik nicht ewig mit. Ein Tempomat wurde ziemlich schmerzlich vermisst.

So waren wir dann etwa 1000 Panoramen und wunderbare Aussichten später auch schon in Hauchabfontain angekommen und konnten den ersten Zeltplatz der Reise beziehen.

Leider war der nicht wirklich so schön, wie ich ihn aus 2009 in Erinnerung hatte. Wofür aber niemand etwas konnte – offensichtlich hatte es schlicht vor nicht allzu langer Zeit einen Brand gegeben und abseits der Stellflächen und Wege war alles voll verkohltem Holz und Asche. Der Platz selber war ordentlich und hinsichtlich Pflege und Sauberkeit über jeden Zweifel erhaben. Das Highlight des Platzes sind jedoch die Quellbecken des Hauchab, in denen es sich wunderbar baden ließ. Wir waren praktisch allein hier und konnten in aller Ruhe das Wasser in diesen natürlichen Pools nutzen.

Zum Abendessen zündeten wir ein Feuer und grillten in Windhoek gekaufte Lammkoteletts.

Na klar – ausgerechnet wenn das Feuer schön lodert und das Fleisch gerade auf dem Rost liegt, kommt ordentlich Wind auf und die Funken sprühen wie verrückt. Da uns nur allzu gegenwärtig war, welchen Schaden so etwas hier in der staubtrockenen Landschaft anrichten kann, war mir alles andere als wohl dabei. Ich beeilte mich folglich mit dem Braten des Fleisches und danach mit dem Löschen des Grillfeuers.

Was leider dazu führte, dass das Fleisch nicht 100%ig durchgebraten war und zusammen mit dem ohnehin nicht ganz frischen Fleischgeschmack und dem nicht wirklich sauberen Grillrost zu einer üblen Mischung wurde, die sich am nächsten Tag bei mir rächen sollte. Aber dazu morgen mehr!

Für heute errichteten wir erst einmal unsere Dachzelte (beim ersten Mal gar nicht sooo einfach!), rollten die Schlafsäcke aus und gingen zu Bett. Für morgen standen die wunderschönen Dünen der Namib auf dem Zettel und wir freuten uns sehr auf das, was da käme.

So ganz allein auf dem Campingplatz in Hörweite der Straße war mir im Dunkeln nachher gar nicht mehr so wohl. Noch lange lag ich wach, unsere „Campingalarmanlage“ in Form einer Trillerpfeife in der einen, das Pfefferspray in der anderen Hand. Klar ist das im Nachhinein ziemlich lächerlich. Wenn man sich jedoch weniger Sorgen um sich selbst, sondern viel mehr um seine Kinder macht, kann ich da nicht so aus meiner Haut. Und auch das verging. Diese Sorge hatte ich ab der zweiten Nacht nicht mehr.

Gute Nacht John-Boy!

Gedanke zum Tag:
<BEEEEEP> - Dumbledore beim gelegentlichen Diskutieren über Höchstgeschwindigkeiten

Was ham wer heute gelernt?
Wenn das Fleisch ein bisschen seltsam schmeckt und der Grillrost nicht 100 pro sauber ist - lass es!

Adias Senf und Nellis Ketchup:
Teeniekind: Ich sag es mal so... ich hatte wirklich Respekt vor dem Campen. Und das nicht, weil ich Angst vor Tieren hatte, sondern weil es mir davor graute, etwa 3 Wochen schlecht zu schlafen.
Das hat sich nach der 1. Nacht aber direkt erledigt, ich hab super geschlafen und mit der Zeit hab ich sogar angefangen das Campen den Ferienwohnungen vorzuziehen.
Wenn ich mir jetzt so die Bilder angucke, ist klar: das war definitiv nicht meine letzte Reise durch Namibia.

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