titelTierauge
2004

Tag 5: Windhoek

Das erste Mal in diesem Urlaub hatten wir zwei Übernachtungen in der gleichen Unterkunft gebucht. Das erste Mal, dass wir keine weiten Strecken fahren und keine Sachen aus und wieder in unser Auto tragen mussten.
Das klingt sicher sehr strapaziös und war es auch. Wenn man aber so viel von einem so großen Land wie Namibia sehen will wie wir und nur drei Wochen Zeit hat, lässt sich das eben nicht vermeiden.
Und da wir ja zwei Autofahrer sind, beide gern hinterm Steuer sitzen und v.a. die Fahrstrecken als Teil des Urlaubs und nicht als Weg dahin betrachtet haben, konnten wir auch diese genießen.

Um unsere vom vielen Autofahren schon breitgesessen Hinterteile wieder ein wenig in Schwung zu bekommen und uns ein wenig zu bewegen, planten wir für diesen Tag einen Ausflug in den Dan Viljoen Park nahe der Stadt.
Dieser Park beherbergt verschiedene Antilopenarten, Giraffen, Paviane, viele Vogelarten und v.a. die seltenen Bergzebras. Im Gegensatz zu den großen Parks, wie dem Etosha, gibt es hier eine Anzahl Wanderwege von unterschiedlicher Länge und unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad.

Zunächst wollten wir uns einen Eindruck vom Park zu verschaffen und v.a. noch etwas Motivation zum Angehen der Wanderung sammeln. So fuhren wir einen Nebenweg der Hauptstrecke des Parks ab, der verschiedene Aussichtspunkte bietet und für unser zweiradgetriebenes Auto freigegeben war.
Um es vorweg zu nehmen: die Freigabe für 2WD-Autos war von der Parkverwaltung wohl etwas optimistisch geplant. Grober Schotter wechselt sich mit weichem Sand ab, teilweise lagen große Steine auf dem Weg. Wir waren wirklich froh, eine vernünftige Vollkaskoversicherung für unser Auto zu haben, die Schäden am Unterboden nicht ausschließt.
An einigen Stellen musste die Beifahrerin ;-b aussteigen, um Steine aus dem Weg zu räumen.
Verschiedentlich, besonders bei lockerem Sand, half nur noch die Methode: "Anlauf, Augen zu und durch".
Aber Aussichtspunkte gab es wirklich einige und aus der Ferne grüßten uns Giraffen, Gnus, Oryxgazellen und Kudus. Selbst auf unserem Weg begegneten wir der einen oder anderen Antilope.
Und -im Nachhinein und da alles glatt ging- so war ja auch das Autofahren auf schwieriger Piste ein Abenteuer, das man irgendwann am Kamin seinen Enkeln berichten kann.

Dann endlich verließen wir unser -klimatisiertes- Auto und machten uns -in schönster Mittagshitze- auf den 9km langen Wanderweg, den wir uns ausgesucht hatten.
30°C im Schatten und kein Schatten in Sicht...

Der Weg führte erst einen langen und hohen Berg hinauf. Oben hat man einen wunderbaren Ausblick auf den Park und auf die Stadt Windhoek in der Ferne. Die seltenen Bergzebras haben wir hier gesichtet.
Oben auf dem Berg herrschte ein ordentlicher Wind, der unsere kurz vor dem Hitzeschlag stehenden Körper wieder kühl blies und uns unser warm und kohlensäurelos gewordenes Wasser wie französischen Champagner schmecken ließ.

Berge, die man hinaufklettert, wollen auch wieder herabgeklettert werden. Wenn man jetzt aber auf die Idee kommen sollte, dass ein solcher Abstieg leichter fiele als der Aufstieg, irrt man. Zu sehr mussten wir aufpassen, an keinem Dornbusch hängenzubleiben und nicht von den Steinen abzurutschen, über die wir kletterten.
Um keine Langweile aufkommen zu lassen und um den Schwierigkeitsgrad noch etwas zu erhöhen, führte auch der Abstieg gelegentlich wieder bergauf.

Am Fuße des Berges führt der Weg weiter durch ein geröllgefülltes trockenes Flussbett. In diesem bekam man wieder mal einen Eindruck von der Unerbittlichkeit des Lebens in der afrikanischen Savanne: hier lagen einige Tierkadaver, die wohl in der zurückliegenden Trockenzeit hier verdurstet waren.
Über den ersten Kadaver waren wir fast gestolpert. Ein ganz schöner Schreck!

Am Ende des Flussbettes mussten wir noch an einer Gruppe Paviane vorbei.
Man hört viele verschieden Meinungen hinsichtlich der Gefährlichkeit dieser Tiere. Ich persönlich habe keine Ahnung, welche Gefahr wirklich von ihnen ausgeht, allerdings habe ich viele Geschichten von erfahreneren Namibiareisenden und -bewohnern gehört, die von brenzligen Situationen berichtet haben.
Einen Stock in der Hand fühlten wir uns sicherer und waren froh, an diesen Tieren vorbei zu sein.

Zumal danach auch der Wanderweg endlich zu Ende war. Und trotzdem: Im Anbetracht der langen Fahrstrecken, die hinter und die vor allem auch vor uns lagen, tat uns die Wanderung sehr gut (auch wenn meine Ex das bis heute etwas anders sieht...).

Nach dieser schwierigen Wanderung hatten wir uns unser Abendessen redlich verdient. Zuvor gönnten wir uns aber noch ein gutes Gläschen in der Weinbar, die wir am Vortag kennen gelernt hatten. Und wieder erlebten wir einen wunderbar rotglühenden Sonnenuntergang über Windhoek
Für das Abendessen hatten wir uns das Restaurant "Africa" in der "Alten Feste" Windhoeks ausgesucht. Das ist ein Restaurant, das traditionelle namibische und afrikanische Gerichte anbietet. Auf der Speisekarte stehen auch so exotische Gerichte wie Ziegenkopf oder Maden. Aber auch etwas "gewöhnlichere" Gerichte wie Huhn oder Rind mit Batate, Yamswurzel oder Maisbrei werden serviert. Vielleicht das einzige Restaurant, in dem man eine Ahnung von der Küche des schwarzen Kontinents bekommen kann, der nicht von europäischen Zungen verändert wurde - Köche und Kellner sind durchweg "schwarz". Zwar bietet das Restaurant nicht den First-Class-Service wie viele der anderen wirklich guten Restaurants der Stadt. Aber die Exotik der Gerichte und die wirklich schöne und interessante Lokation machen einen Besuch lohnenswert.

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