titelTierauge
2004

Tag 21: Lüderitz - Fish River Canyon   ca. 700 km

Heute abend sollte schon unsere letzte Nacht auf namibischem Boden für diesen Urlaub beginnen. Die Reise näherte sich unaufhaltsam ihrem Ende und so brachen wir an diesem Tag mit etwas Wehmut auf.

Doch noch hatten wir ja eins der absoluten Urlaubshighlights vor uns ? den Fish River Canyon, der immerhin nach dem Grand Cañon in Amerika der zweitgrößte der Welt ist.

Und auf dem Weg dorthin erwartete uns noch ein Afrikaabenteuer der etwas spezielleren Art.

Nachdem wir nämlich nach etlichen Kilometern Schotterstraße mit fast leerem Tank eine auf unserer -durchaus aktuellen und vom Namibischen Fremdenverkehrsverband herausgegebenen- Karte eingezeichnete Tankstelle erreicht hatten, war die dort nirgendwo zu sehen. Statt dessen fanden wir uns vor einem kleinen Provinzhotel (die Zufahrt war schon ein Abenteuer für sich) und keine Menschenseele weit und breit. Fast fühlten wir uns in einen Italowestern versetzt, es fehlte nur noch der trockene Busch, der vom Wind über die Straße getrieben wurde. Es herrschte fast vollkommene Stille.

Ich öffnete die (noch ein paar Klischees gefällig) schwere Eisengittertür und betrat die dunkle, verrauchte Empfangshalle des kleinen Hotels. Die herbeieilende Wirtin fragte ich dann nach der Tankstelle, die auf unserer Karte verzeichnet war und bekam zur Antwort, dass wir hier schon ganz richtig seien. Sie kam mit nach draußen und rief einem plötzlich dort erschienen dunkelhäutigen Mitarbeiter etwas auf Afrikaans zu, das wir nicht verstanden. Der verschwand daraufhin und kam mit einem recht dreckigen 50-Liter-Kanister auf den Schultern und einem Schlauch in der Hand wieder. ?How many litres, Sir??... Na ja, vertrauenserweckend sa der Kanister nicht gerade aus.

Aber was blieb uns übrig ? der Tank war ja fast leer und die nächste richtige Tankstelle weit.

Außerdem war es ja nicht unser Auto ? so what?!? So tnakten wir und fuhren weiter bis wir die Fish River Guest Farm erreichten. Die Zufahrt zur Farm war -selbst zum Ende des Urlaubs hin, wo wir schon viel erlebt hatten- eine Sache für sich. Sie führte über etwa 10-15 km übelste Schotterpiste. Ein Stoßgebet an die Götter der Gummireifen und ein Beschwören der Haltbarkeit jener hatten wir beide den Weg über in unseren Köpfen.

Die Gästefarm als solche sah ganz nett aus und stellte sich als typische namibische Farm dar. Die Zimmer waren nicht sonderlich toll, doch was sollte man hier am Rande der Welt auch erwarten.

Natürlich brachen wir so bald wie möglich auf, um uns von einem Angestellten der Farm zum Canyon fahren zu lassen. Zurück konnten wir ob der fortgeschrittenen Tageszeit leiden nicht den vorgesehenen Wanderweg wählen, sondern mussten die gleiche Strecke nehme, die wir hergefahren waren. Der Canyon war zwar recht nett anzuschauen, aber -von unserer Perspektive aus zumindest- nicht sooo gigantisch, wie wir ihn uns vorgestellt hatten. Ganz nett, aber nicht unbedingt ein bis zwei Urlaubstage wert. Seine beachtliche Größe schöpft er offensichtlich eher aus seiner Länge als aus seiner Tiefe und so war diese auch nicht unbedingt zu erfassen.

Der Marsch zurück wartete mit einigen Sichtungen von Eidechsen, Schmetterlingen und interessanten Pflanzen auf und lohnte -obwohl er wegen der Hitze und der Trockenheit überaus strapaziös war- somit durchaus. Das Abendessen hatten wir uns damit redlichst verdient und ließen es uns schmecken. Besonderer Erwähnung bedarf der Nachtisch: Squishes, eine spezielle mit Honig und Zimt zubereitete Kürbisart, die wir noch nie gesehen hatten. Sehr lecker!

Dann zogen wir uns auch bald in unsere ?Suit? zurück, um die morgige lange Wegstrecke ausgeschlafen antreten zu können. Die Betten waren interessant anzuschauen und unverkennbar jene, die wir auf Websites der Gästefarm schon gesehen hatten. Was auf dem Foto aber nach geschmackvollen, antiken Möbelstücken aussah, entpuppte sich als Klappergestell aus dem vorigen Jahrhundert. Die Matratzen waren nicht jünger, entsprechend durchgelegen und riechend. An Schlaf war nicht wirklich zu denken, an ergiebigen schon gar nicht. Wenn nur ein Teil unserer Flüche wahr geworden wäre, hätten die Betreiber der Farm die Nacht wohl nicht gesund überlebt!

Keine besonders schöne letzte Nacht auf namibischem Boden, doch erleichterte sie den Abschied ein wenig...

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