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Offroadfahren

Das Fahren mit Allradantrieb abseits befestigter Straßen ist sicher eine Fähigkeit, die nicht aus der Theorie heraus erlernbar ist. Dennoch half uns ein wenig Theorie durchaus, nachher nicht ganz so doof auszusehen.

Das Fahren durchs Gelände mach bärisch Spaß und ist eines der wenigen Abenteuer, die dem geneigten Testosteronjunkie noch bleiben.

Aber -first of all- wir sind es der wunderschönen Landschaft und dem verletzlichen Ökosystem Afrikas schuldig, möglichst wenig „Erinnerungen“ an uns in der Landschaft zurückzulassen. Spuren von Allradfahrzeugen im Sand bleiben aber. Jahre, Jahrzehnte.
Daher versteht es sich eigentlich von selbst, dass man AUSSCHLIESSLICH auf dafür vorgesehenen Wegen fährt und von diesen nicht abweicht. Leider zeigen immer wieder Vorfälle, dass dies keine Selbstverständlichkeit für jeden zu sein scheint. Will heißen: Keep on the track!

Also -wie versprochen- zur Herausforderung des 4x4 – Fahrens:

Goldene Regel Nummer eins: Gewönt Euch gleich von Anfang an an, den Daumen aus dem Lenkradkranz herauszulassen! Ein Stein im sandigen Untergrund ist schnell mal übersehen und wenn eines der gelenkten Räder plötzlich eine solche Feindberührung hat, führt dies augenblicklich zu einem Herumschnellen des Lenkrades. Dumm, wenn dann der Daumen im Weg ist!

Goldene Regel Nummer zwei (und hier streiten sich die Geister!): Wir empfehlen, so lange wie möglich im Zweiradantrieb zu bleiben und die Hinterachse nur im Notfall zu sperren. Das Differenzial der Vorderachse ist so wie so NUR zum Retten nach dem Festfahren gedacht. All die luxuriöse Offroadttechnik im Auto wird bei ihrer Nutzung durchaus stark beansprucht und freut sich über jede Pause...
Wir selbst haben zum Anfang unseres Tripps bei jeder zweiten Pfütze, auf jeder Gravelroad den Allradantrieb genutzt. Hat er auf Gravelroads bei zügiger Fahrweise noch einen angenehmen Stabilisierungseffekt auf's Auto, ist er bei Langsamfahrstrecken ohne größere Herausforderung doch meist verzichtbar. Wir sind nachher die meisten Strecken im Chobe Zweirad gefahren. Die Offroadkomponente unseres Hilux, die hier wirklich notwendig war, war einzig die höhere Bodenfreiheit!

Beim Fahren auf Sandstraßen, die ja häufig tief ausgefahrene Spuren aufweisen, lohnt es sich, dem Auto zu vertrauen. Das Auto folgt der Spur recht zuverlässig und lenkt seine Räder automatisch in die Fahrspur, bleibt also automatisch auf der Straße. Da man wesentlich schmalere Autos gewohnt ist, hat man absolut kein Gefühl für die Spur so eines Offroaders.
Was da ganz schnell und dummerweise ziemlich automatisch passiert, ist das Folgende: man lenkt intuitiv zu weit nach links - das Auto will der Spur folgen, fährt weiter rechts, als man für richtig empfindet, man korrigiert unbewusst und lenkt weiter nach links. Innerhalb kurzer Zeit stehen die Räder 45 Grad zur Spur, d.h. man lenkt direkt in den Sand.
In den Fällen, in denen wir uns kurz festgebuddelt hatten, ist zu 80-90 Prozent genau das passiert.

Unsere Empfehlung: 1.) sucht Euch Orientierungspunkte am Fahrzeug, die Euch zeigen, ob ihr in der Spur seid. 2.) Haltet das Lenkrad ganz vorsichtig, lasst dem Auto „seinen Willen“ 3.) Überprüft ständig kritische Eure Lenkradstellung. Wenn ihr geradeaus fahrt, sollte das Lenkrad „nach vorne“ zeigen!

Eigentlich selbstverständlich aber offensichtlich ein sehr beliebter Greenhornfehler: Bevor es in den Sand geht - Reifendruck runter!!! Ein weicher reifen schmiegt sich in die Spur, ein zu harter drückt sich durch und versinkt. Kauft Euch, sofern nicht beim Fahrzeug dabei, einen Reifenluftdruckprüfer mit Ablassventil! Die 5-10 Euro lohnen sich!
Wie viel welcher Reifen abgelassen werden muss, dazu gibt es wohl genau so viele Rezepte wie für gute Angelköder. Wir sind mit unserem Hilux mit rundum 1,6 Bar gut gefahren.

Wenn Ihr den Sand verlasst, vergesst ja nicht wieder hochzupumpen!!! Mit 1,6 Bar mit 100km/h in die Kurve zu gehen, ist keine gute Idee!!!

Banal, aber essenziell: keep momentum - haltet Euren Schwung! Eine haarige Stelle ist flugs gemeistert, wenn man sie mit etwas Schwung angeht. Zu wenig Schwung und man steht, zu viel und man springt. Das Gefühl macht's

Noch mal zu den tiefen Spuren im Sand. Wie oben beschrieben, will das Auto hier geradeaus. So, und nu kommt uns einer entgegen - was nu? Wenn beide gerade ausfahren und nicht ausweichen, macht's bumm...
Wenn man hier anfängt, das Lenkrad sanft nach links zu stellen, um dem Gegenüber eleganz auszuweichen, fährt man weiter geradeaus auf diesen zu.

So funktioniert's: NICHT anhalten! Bei ruhiger Fahrt das Lenkrad kurz um 90 Grad nach links reißen, den Schwung des Autos nutzen um aus der Spur zu kommen und SOFORT das Lenkrad wieder gerade stellen. Rechts ran und anhalten.

Wenn man's einmal kapiert hat und beherrscht, macht es Spaß, die Ausweichmaneuver des Gegenverkehrs zu beobachten:
Leicht lenken.... Bremsen...stehen... Im Stehen lenken (aus dem Stand durch den Tiefsand, was dies ja bedeuten würde - das kann kein Auto!)...Gas geben...-natürlich- weiter geradeausfahren... Nee, nee, so wird das nix. Wie's geht steht oben...

Durch's Wasser: NUR, WENN IHR MÜSST!!! Schaut ans gegenüberliegende Ufer, ob dort frische Spuren sind. Das bedeutet, dass es zumindest schon mal jemand geschafft hat.
Aussteigen, das Wasser durchwaten (normalerweise ist es so eine Brühe, dass Ihr vom Auto aus nichts seht...).
Wenn das Wasser zu tief ist und Euer Auto Wasser in den Luftansauger bekommt, war's das – Motorschaden! Also raus und waten! Wenn's nicht zu tief ist, zielt auf die Spuren gegenüber, dann habt ihr die Richtung. WENIG Gas! (nicht ZU wenig) Langsam, sachte aber bestimmt durch.
Danach stehen bleiben, dem Schöpfer danken, durchatmen, ggf. eine rauchen, weiterfahren.

Lasst Euch nicht entmutigen! Es macht richtig viel Spaß, ehrlich! Geniest es - Euer Schreibtisch in Deutschland hat Euch früh genug wieder. Dort fahrt ihr dann auch wieder mit ABS, ESP, ASR, EFH, KDW, ZDF und USB. HIER fahrt ihr Auto...